Umzug ins Pflegeheim: Der Komplett-Ratgeber
Der Umzug ins Pflegeheim ist ein einschneidendes Ereignis für die ganze Familie. Eine gute Vorbereitung hilft, Stress zu reduzieren und den Übergang so sanft wie möglich zu gestalten. Dieser Ratgeber führt Sie Schritt für Schritt durch den gesamten Prozess – von der Entscheidung bis zum Einzug.
Zeitplan für den Umzug
Ein strukturierter Zeitplan gibt Sicherheit und verhindert, dass wichtige Dinge vergessen werden.
4-8 Wochen vor dem Umzug
- Pflegeheim besichtigen und Vertrag prüfen
- Heimvertrag unterschreiben
- Einzugstermin festlegen
- Pflegekasse informieren
- Mietvertrag der alten Wohnung kündigen (Kündigungsfrist beachten)
- Wohnungsauflösung planen
- Umzugsunternehmen anfragen (falls nötig)
- Wichtige Dokumente zusammenstellen
2-4 Wochen vor dem Umzug
- Persönliche Gegenstände auswählen
- Kleidung aussortieren und beschriften
- Möbel und Einrichtung klären (was mit ins Heim?)
- Haushalt auflösen oder Auflösung beauftragen
- Nachsendeantrag bei der Post stellen
- Bankkonto und Versicherungen prüfen
- Telefonanschluss und Internet kündigen
1 Woche vor dem Umzug
- Koffer packen mit Erstausstattung
- Medikamente und Hilfsmittel vorbereiten
- Fotos und persönliche Erinnerungsstücke packen
- Zimmer im Heim vorbereiten (wenn möglich)
- Verabschiedungen organisieren
- Letzte Behördengänge erledigen
Am Umzugstag
- In Ruhe frühstücken
- Letzte persönliche Dinge einpacken
- Schlüsselübergabe organisieren
- Im Pflegeheim ankommen und einrichten
- Erstes Gespräch mit Pflegepersonal
- Gemeinsame Mahlzeit im Heim (wenn möglich)
Mietvertrag und Verträge kündigen
Beim Umzug ins Pflegeheim müssen verschiedene Verträge gekündigt werden.
Mietvertrag kündigen
| Aspekt | Details |
|---|---|
| Kündigungsfrist | In der Regel 3 Monate zum Monatsende |
| Sonderkündigungsrecht | Bei Pflegebedürftigkeit oft möglich |
| Schriftform | Immer schriftlich per Einschreiben |
| Nachweis | Pflegegutachten oder ärztliches Attest beilegen |
Musterformulierung für Sonderkündigung:
"Hiermit kündige ich den Mietvertrag für die Wohnung [Adresse] fristgerecht/außerordentlich zum [Datum]. Aufgrund meiner Pflegebedürftigkeit und des Umzugs in ein Pflegeheim berufe ich mich auf ein Sonderkündigungsrecht. Als Nachweis füge ich das Pflegegutachten bei."
Weitere Verträge kündigen
| Vertrag | Vorgehen |
|---|---|
| Strom & Gas | Zum Auszugstermin kündigen, Zählerstände notieren |
| Telefon & Internet | Oft Sonderkündigungsrecht bei Pflegeheimeinzug |
| Rundfunkbeitrag | Abmelden (im Pflegeheim über Heim abgedeckt) |
| Versicherungen | Hausrat kann gekündigt oder angepasst werden |
| Zeitschriften-Abos | Kündigen oder auf Heim-Adresse umstellen |
| Mitgliedschaften | Vereine, Clubs informieren |
Nachsendeantrag
Stellen Sie einen Nachsendeantrag bei der Post:
- Online: www.post.de
- Dauer: 6 oder 12 Monate
- Kosten: ca. 25-35 Euro
- Wichtig: Auch Pakete umleiten lassen
Wohnungsauflösung organisieren
Die Auflösung des bisherigen Haushalts ist oft emotional belastend.
Selbst auflösen
Vorteile:
- Kostengünstig
- Zeit für Erinnerungen
- Volle Kontrolle
Nachteile:
- Zeitaufwendig
- Körperlich anstrengend
- Emotional belastend
Professionelle Auflösung beauftragen
Kosten: Je nach Wohnungsgröße 500-3.000 Euro
Was der Dienstleister übernimmt:
- Entrümpelung und Entsorgung
- Verwertbare Gegenstände verkaufen
- Besenreine Übergabe
- Optional: Renovierung
Wohin mit den Sachen?
| Kategorie | Optionen |
|---|---|
| Wertvolle Möbel | An Kinder/Enkel, Verkauf, Spende |
| Erinnerungsstücke | Auswahl fürs Heim, Rest bei Familie |
| Kleidung | Auswahl fürs Heim, Rest spenden |
| Bücher & CDs | Bücherspende, Second-Hand-Laden |
| Hausrat | Sozialkaufhaus, Flohmarkt |
| Sperrmüll | Kommunale Abholung, Containerdienst |
Tipps für die emotionale Bewältigung
- Zeit nehmen: Nicht alles an einem Tag
- Erinnerungen teilen: Mit Familie Geschichten austauschen
- Fotos machen: Von liebgewonnenen Gegenständen
- Prioritäten setzen: Was ist wirklich wichtig?
- Hilfe annehmen: Familie, Freunde, professionelle Hilfe
Wichtige Dokumente für den Heimeinzug
Dokumente-Checkliste
Folgende Dokumente sollten Sie für den Heimeinzug bereithalten:
Persönliche Dokumente:
- Personalausweis oder Reisepass
- Krankenversicherungskarte
- Impfpass
- Pflegegrad-Bescheid
- Rentenbescheid
- Schwerbehindertenausweis (falls vorhanden)
Medizinische Unterlagen:
- Medikamentenplan
- Arztberichte
- Krankenhausentlassungsberichte
- Allergie-Pass
- Patientenverfügung
- Vorsorgevollmacht
Finanzielle Unterlagen:
- Kontoauszüge
- Mietvertrag (zur Kündigung)
- Versicherungsunterlagen
- Sozialhilfe-Anträge (falls nötig)
- Unterlagen zur Vermögenssituation
Vertragliches:
- Heimvertrag
- Vollmachten für Angehörige
- Betreuungsurkunde (falls vorhanden)
Was darf mit ins Pflegeheim?
Die Mitnahme persönlicher Gegenstände macht das neue Zimmer zur neuen Heimat.
Was Sie mitbringen können
| Kategorie | Empfehlung |
|---|---|
| Möbel | Oft möglich: Lieblingssessel, kleiner Tisch, Kommode |
| Bilder | Fotos, Gemälde, Wandschmuck |
| Textilien | Eigene Bettwäsche, Kissen, Decken |
| Erinnerungsstücke | Fotos, Souvenirs, Erbstücke |
| Unterhaltung | TV, Radio, Bücher, Zeitschriften |
| Pflanzen | Kleine, pflegeleichte Pflanzen |
Was Sie mitbringen sollten
Kleidung (pro Jahreszeit):
- 7-10 Unterhemden/Unterhosen
- 5-7 Paar Socken/Strümpfe
- 5-7 Oberteile (Blusen, Hemden, Pullover)
- 3-5 Hosen/Röcke
- 2-3 Strickjacken/Westen
- 1-2 Jacken/Mäntel
- Haus- und Straßenschuhe
- Schlafanzüge/Nachthemden
- Morgenmantel
Wichtig: Alles beschriften! Mit wasserfestem Stift oder Namensetiketten.
Körperpflege:
- Lieblingsduschgel/-shampoo
- Hautcreme
- Parfüm/Aftershave
- Elektrischer Rasierer
- Haarbürste/Kamm
- Nagelset
Hilfsmittel:
- Brille (auch Ersatzbrille)
- Hörgeräte + Batterien
- Zahnprothese + Behälter
- Gehilfen (Rollator, Gehstock)
Was nicht erlaubt ist
In den meisten Pflegeheimen nicht erlaubt:
- ❌ Elektrische Heizgeräte
- ❌ Kerzen und offenes Feuer
- ❌ Alkohol und Zigaretten (außer in ausgewiesenen Bereichen)
- ❌ Haustiere (in den meisten Heimen)
- ❌ Wertgegenstände in größerem Umfang
Tipp: Fragen Sie vorab im Pflegeheim nach, was erlaubt ist. Die Regeln unterscheiden sich.
Finanzielle Unterstützung bei Umzugskosten
Kostenübernahme durch Pflegekasse
Die Pflegekasse kann Umzugskosten bezuschussen:
- Wohnumfeldverbessernde Maßnahmen: Bis zu 4.000 Euro
- Bei Pflegegrad 1-5: Antrag bei der Pflegekasse stellen
- Verwendungszweck: Umzugshelfer, Transport, kleine Anpassungen
Sozialhilfe
Bei geringem Einkommen und Vermögen:
- Hilfe zur Pflege: Übernimmt Eigenanteil im Pflegeheim
- Umzugsbeihilfe: Kann vom Sozialamt gewährt werden
- Antrag: Beim zuständigen Sozialamt
Steuerliche Absetzbarkeit
- Außergewöhnliche Belastungen: Umzugskosten können absetzbar sein
- Nachweis: Ärztliche Bescheinigung über Notwendigkeit
- Belege aufbewahren: Für die Steuererklärung
Emotionale Vorbereitung
Der Umzug ins Pflegeheim ist auch eine emotionale Herausforderung.
Für die pflegebedürftige Person
Häufige Gefühle:
- Angst vor dem Unbekannten
- Trauer um das alte Zuhause
- Sorge, zur Last zu fallen
- Gefühl des Kontrollverlusts
Was hilft:
- Ehrliche Gespräche führen
- Die Person in Entscheidungen einbeziehen
- Besichtigungen gemeinsam machen
- Positive Aspekte hervorheben (Sicherheit, soziale Kontakte)
- Zeit für Abschied geben
Für pflegende Angehörige
Häufige Gefühle:
- Schuldgefühle ("Ich gebe auf")
- Erleichterung (oft verbunden mit mehr Schuldgefühlen)
- Trauer um die gemeinsame Zeit
- Angst vor der neuen Rolle als "Besucher"
Was hilft:
- Sich erlauben, erleichtert zu sein
- Die Entscheidung als Zeichen der Fürsorge sehen
- Unterstützung bei Angehörigengruppen suchen
- Neue Rolle als Besucher aktiv gestalten
Gemeinsam den Übergang gestalten
- Letzte gemeinsame Aktivitäten planen: Lieblingscafé besuchen, Spaziergang im Park
- Abschiedsritual: Gemeinsam durch die Wohnung gehen
- Erinnerungsalbum erstellen: Mit Fotos aus der Wohnung
- Erste Tage begleiten: Viel Präsenz im neuen Heim
- Neue Routinen etablieren: Feste Besuchszeiten
Die ersten Wochen im Pflegeheim
Eingewöhnungsphase
Die Eingewöhnung dauert in der Regel 4-8 Wochen.
Woche 1-2:
- Orientierung in der neuen Umgebung
- Kennenlernen des Personals
- Erste Kontakte zu Mitbewohnern
- Anpassung an den Tagesablauf
Woche 3-4:
- Erste Routinen entwickeln sich
- Teilnahme an Aktivitäten
- Beziehungen aufbauen
- Wohlfühlen wächst (oder Probleme zeigen sich)
Woche 5-8:
- Das Zimmer wird zum "Zuhause"
- Feste Bezugspersonen im Personal
- Integration in die Gemeinschaft
- Neue Normalität etabliert sich
Tipps für Angehörige
- Regelmäßig besuchen: Anfangs täglich, dann reduzieren
- Aktiv zuhören: Was erzählt der Bewohner?
- Mit Personal sprechen: Wie läuft die Eingewöhnung?
- Geduld haben: Nicht jeder Tag ist gut
- Aktivitäten mitbringen: Vorlesen, Fotos anschauen, Spaziergänge
Häufige Fragen
Wie lange dauert die Eingewöhnung im Pflegeheim?
Die Eingewöhnungsphase dauert in der Regel 4-8 Wochen. In den ersten beiden Wochen steht die Orientierung im Vordergrund, danach entwickeln sich langsam Routinen. Manche Menschen gewöhnen sich schneller ein, andere brauchen mehr Zeit. Regelmäßige Besuche und Geduld helfen.
Was kostet eine Wohnungsauflösung?
Eine professionelle Wohnungsauflösung kostet je nach Wohnungsgröße zwischen 500 und 3.000 Euro. Für eine 2-Zimmer-Wohnung rechnen Sie mit ca. 500-1.000 Euro, für eine größere Wohnung mit viel Hausrat entsprechend mehr. Selbst auflösen spart Geld, kostet aber Zeit und Kraft.
Kann ich meine eigenen Möbel mitbringen?
Das hängt vom Pflegeheim ab. Die meisten Einrichtungen erlauben persönliche Gegenstände wie einen Lieblingssessel, Bilder, Fotos und kleine Möbelstücke. Große Möbel sind oft nicht möglich, da die Zimmer begrenzt sind. Fragen Sie vorab nach, was erlaubt ist.
Welche Dokumente brauche ich für den Heimeinzug?
Sie benötigen: Personalausweis, Krankenversicherungskarte, Pflegegrad-Bescheid, Rentenbescheid, aktuellen Medikamentenplan, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung. Außerdem alle relevanten Arztberichte und die unterschriebenen Heimverträge.
Wie kündige ich die Wohnung bei Pflegeheimeinzug?
Bei Pflegebedürftigkeit besteht oft ein Sonderkündigungsrecht. Kündigen Sie schriftlich per Einschreiben und legen Sie das Pflegegutachten bei. Die normale Kündigungsfrist beträgt 3 Monate, mit Sonderkündigungsrecht kann sie verkürzt werden. Sprechen Sie mit Ihrem Vermieter.
Fazit
Der Umzug ins Pflegeheim ist ein großer Schritt, der sorgfältig vorbereitet werden sollte. Mit einem strukturierten Zeitplan, den richtigen Dokumenten und emotionaler Unterstützung kann der Übergang für alle Beteiligten erleichtert werden. Vergessen Sie nicht: Der Umzug bedeutet nicht das Ende, sondern den Beginn eines neuen Lebensabschnitts mit professioneller Unterstützung und neuen sozialen Kontakten.
Weiterführende Informationen
Für vertiefende Informationen empfehlen wir Ihnen folgende Artikel:
- Checklisten für die Pflegeheimsuche
- Pflegeheim-Kosten: Finanzierung und Eigenanteil 2026
- Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung
- Rechtliche Aspekte im Pflegeheim
Nutzen Sie auch unsere Pflegeheim-Suche, um geeignete Einrichtungen in Ihrer Nähe zu finden.
Quellen
Die Informationen basieren auf folgenden offiziellen Quellen:
- Bundesministerium für Gesundheit: Informationen zur Pflege
- Verbraucherzentrale: Ratgeber Pflege
- Deutsche Post: Nachsendeservice
Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Stand: Dezember 2025