Pflegeheim-Kosten nach Bundesland: Eigenanteil im Vergleich 2025
Die Kosten für einen Pflegeheimplatz variieren in Deutschland stark je nach Bundesland. Während in Thüringen der Eigenanteil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, müssen Pflegebedürftige in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen erheblich mehr zahlen. Dieser Ratgeber zeigt die aktuellen Kosten im Vergleich und erklärt, woher die Unterschiede kommen.
Wie setzen sich die Pflegeheim-Kosten zusammen?
Bevor wir die regionalen Unterschiede betrachten, ist es wichtig, die Kostenstruktur zu verstehen.
Die vier Kostenbestandteile
| Kostenart | Beschreibung | Zahlt wer? |
|---|---|---|
| Pflegekosten | Vergütung für pflegerische Leistungen | Pflegekasse + Bewohner (Eigenanteil) |
| Unterkunft & Verpflegung | Zimmer, Mahlzeiten, Wäsche | Bewohner (vollständig) |
| Investitionskosten | Gebäude, Ausstattung, Instandhaltung | Bewohner (ggf. Zuschuss vom Land) |
| Ausbildungsumlage | Finanzierung der Pflegeausbildung | Bewohner |
Wichtig: Die Pflegekasse übernimmt nur einen Teil der Pflegekosten – abhängig vom Pflegegrad. Alle anderen Kosten muss der Bewohner selbst tragen.
Der "einrichtungseinheitliche Eigenanteil" (EEE)
Seit 2017 gilt: Der Eigenanteil für die Pflegekosten ist innerhalb einer Einrichtung für alle Pflegegrade gleich. Das bedeutet:
- Ein Bewohner mit Pflegegrad 3 zahlt denselben Pflegekosteneigenanteil wie ein Bewohner mit Pflegegrad 5
- Unterschiede entstehen nur durch die Leistungen der Pflegekasse
- Der Eigenanteil steigt nicht, wenn der Pflegegrad steigt
Eigenanteil nach Bundesland: Die aktuelle Übersicht
Die folgende Tabelle zeigt den durchschnittlichen monatlichen Eigenanteil (Gesamtbetrag) für einen Pflegeheimplatz je Bundesland.
Gesamteigenanteil im Vergleich (Stand: 2. Quartal 2024)
| Bundesland | Gesamteigenanteil | Trend |
|---|---|---|
| Nordrhein-Westfalen | 2.884 € | ↑ Teuer |
| Baden-Württemberg | 2.777 € | ↑ Teuer |
| Saarland | 2.652 € | ↗ Überdurchschnittlich |
| Rheinland-Pfalz | 2.593 € | ↗ Überdurchschnittlich |
| Schleswig-Holstein | 2.562 € | ↗ Überdurchschnittlich |
| Bayern | 2.530 € | ≈ Durchschnitt |
| Hessen | 2.493 € | ≈ Durchschnitt |
| Niedersachsen | 2.445 € | ≈ Durchschnitt |
| **Deutschland (Durchschnitt) | 2.455 € | – |
| Hamburg | 2.385 € | ≈ Durchschnitt |
| Bremen | 2.324 € | ↘ Unterdurchschnittlich |
| Berlin | 2.315 € | ↘ Unterdurchschnittlich |
| Brandenburg | 2.187 € | ↓ Günstig |
| Mecklenburg-Vorpommern | 1.996 € | ↓ Günstig |
| Sachsen-Anhalt | 1.934 € | ↓ Günstig |
| Sachsen | 1.832 € | ↓ Günstig |
| Thüringen | 1.719 € | ↓ Sehr günstig |
Quelle: vdek (Verband der Ersatzkassen), 2024
Aufschlüsselung nach Kostenart (Bundesdurchschnitt)
| Kostenart | Durchschnitt | Anteil |
|---|---|---|
| Pflegekosten (Eigenanteil) | 1.139 € | 46% |
| Unterkunft & Verpflegung | 919 € | 37% |
| Investitionskosten | 327 € | 13% |
| Ausbildungsumlage | 70 € | 3% |
| Gesamt | 2.455 € | 100% |
Warum sind die Kosten so unterschiedlich?
Die erheblichen Unterschiede zwischen den Bundesländern haben mehrere Ursachen:
1. Lohnniveau und Personalkosten
Der größte Kostenfaktor sind die Personalkosten (ca. 70-80% der Pflegekosten). In Bundesländern mit höheren Löhnen sind auch die Pflegekosten höher.
- Höchste Pflegelöhne: Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen
- Niedrigste Pflegelöhne: Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern
2. Immobilienpreise
Die Investitionskosten hängen von Grundstücks- und Baupreisen ab:
- Teure Regionen: München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg
- Günstige Regionen: Ländliche Gebiete in Ostdeutschland
3. Landesrechtliche Vorgaben
Jedes Bundesland hat eigene Gesetze zur Heimaufsicht und Personalausstattung:
- Unterschiedliche Fachkraftquoten
- Verschiedene bauliche Anforderungen
- Unterschiedliche Vorgaben zur Mindestausstattung
4. Investitionskostenförderung
Einige Bundesländer bezuschussen die Investitionskosten:
- Mit Förderung: Niedersachsen, Rheinland-Pfalz (teilweise)
- Ohne/geringe Förderung: Die meisten anderen Bundesländer
Der Leistungszuschlag: Entlastung für Bewohner
Seit 2022 gibt es den "Leistungszuschlag", der den Eigenanteil für die Pflegekosten reduziert. Je länger der Aufenthalt, desto höher die Entlastung.
Leistungszuschlag nach Aufenthaltsdauer
| Aufenthaltsdauer | Zuschlag auf Pflegekostenanteil |
|---|---|
| 0-12 Monate | 15% |
| 13-24 Monate | 30% |
| 25-36 Monate | 50% |
| Ab 37 Monate | 75% |
Rechenbeispiel
Bei einem Pflegekosteneigenanteil von 1.200 €/Monat:
| Nach ... Monaten | Zuschlag | Reduzierter Eigenanteil |
|---|---|---|
| 6 Monaten | 180 € (15%) | 1.020 € |
| 18 Monaten | 360 € (30%) | 840 € |
| 30 Monaten | 600 € (50%) | 600 € |
| 48 Monaten | 900 € (75%) | 300 € |
Hinweis: Der Leistungszuschlag wird nur auf den Pflegekostenanteil angerechnet, nicht auf Unterkunft, Verpflegung oder Investitionskosten.
Kosten sparen: Tipps für die Finanzierung
1. Regionale Suche erweitern
Prüfen Sie Pflegeheime in benachbarten, günstigeren Regionen:
- An der Landesgrenze können Preisunterschiede erheblich sein
- Ländliche Regionen sind meist günstiger als Großstädte
- Die Anfahrt für Besuche sollte jedoch zumutbar bleiben
2. Investitionskostenzuschuss beantragen
In einigen Bundesländern können einkommensschwache Bewohner einen Zuschuss zu den Investitionskosten beantragen:
- Beispiel Niedersachsen: Bis zu 50% der Investitionskosten
- Voraussetzung: Geringe Einkommens- und Vermögensverhältnisse
- Antrag beim zuständigen Sozialamt
3. Hilfe zur Pflege (Sozialhilfe)
Wenn Rente und Vermögen nicht ausreichen, übernimmt das Sozialamt die Differenz:
- Schonvermögen: 10.000 € pro Person
- Selbstbehalt: Taschengeld von ca. 135 €/Monat
- Keine Rückforderung von Kindern unter 100.000 € Jahreseinkommen
4. Pflegegrad überprüfen
Ein höherer Pflegegrad bedeutet mehr Leistungen der Pflegekasse:
| Pflegegrad | Monatliche Leistung (stationär) |
|---|---|
| Pflegegrad 2 | 770 € |
| Pflegegrad 3 | 1.262 € |
| Pflegegrad 4 | 1.775 € |
| Pflegegrad 5 | 2.005 € |
Prüfen Sie, ob eine Höherstufung des Pflegegrades möglich ist.
5. Steuerliche Absetzbarkeit
Pflegeheimkosten können als außergewöhnliche Belastungen steuerlich geltend gemacht werden:
- Eigenanteil abzüglich einer zumutbaren Belastung
- Auch Besuchskosten der Angehörigen (Fahrtkosten)
- Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein konsultieren
Preisentwicklung: Wie stark steigen die Kosten?
Die Pflegeheimkosten steigen seit Jahren kontinuierlich:
Entwicklung der durchschnittlichen Eigenanteile
| Jahr | Durchschnitt Deutschland | Veränderung |
|---|---|---|
| 2020 | 1.940 € | – |
| 2021 | 2.068 € | +6,6% |
| 2022 | 2.179 € | +5,4% |
| 2023 | 2.548 € | +16,9% |
| 2024 | 2.455 € | -3,6%* |
*Der Rückgang 2024 ist auf die bessere Wirkung der Leistungszuschläge zurückzuführen.
Gründe für die Kostensteigerung
- Tarifsteigerungen: Bessere Bezahlung von Pflegekräften (politisch gewollt)
- Inflation: Steigende Energie- und Lebensmittelkosten
- Fachkräftemangel: Höhere Gehälter zur Mitarbeitergewinnung
- Qualitätsanforderungen: Strengere Vorgaben durch Gesetzgeber
Häufige Fragen
Warum ist das Pflegeheim in Ostdeutschland günstiger?
Die niedrigeren Kosten in ostdeutschen Bundesländern resultieren aus dem geringeren Lohnniveau (und damit niedrigeren Personalkosten), günstigeren Immobilienpreisen und geringeren Lebenshaltungskosten insgesamt. Der Qualitätsunterschied zur Pflege im Westen ist dabei nicht automatisch schlechter – viele ostdeutsche Heime schneiden bei Qualitätsprüfungen sehr gut ab.
Muss ich im teuren Bundesland bleiben?
Nein, Sie können ein Pflegeheim in jedem Bundesland wählen. Die Pflegekasse übernimmt die Leistungen bundesweit. Beachten Sie jedoch: Der Bezug von Sozialhilfe (Hilfe zur Pflege) richtet sich nach dem Wohnort, was zu Komplikationen führen kann. Bei einem Umzug in ein anderes Bundesland wechselt auch die Zuständigkeit.
Sinkt der Eigenanteil bei längerem Aufenthalt?
Ja, durch den Leistungszuschlag sinkt der Eigenanteil für die Pflegekosten mit zunehmender Aufenthaltsdauer. Nach 12 Monaten erhalten Sie 15% Zuschlag, nach 24 Monaten 30%, nach 36 Monaten 50% und ab 37 Monaten sogar 75%. Dieser Zuschlag bezieht sich allerdings nur auf den Pflegekostenanteil, nicht auf Unterkunft und Verpflegung.
Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land?
Ja, erhebliche. Pflegeheime in Großstädten und Ballungsräumen sind deutlich teurer als auf dem Land – oft 300-500 € monatlich mehr. Gründe sind höhere Immobilienpreise, höhere Personalkosten und generell höhere Lebenshaltungskosten. Wer mobil ist (z.B. durch Angehörige mit Auto), kann durch ein Heim im Umland sparen.
Was passiert, wenn ich mir das Pflegeheim nicht leisten kann?
Wenn Rente, Pflegekasse und eigenes Vermögen (über 10.000 € Schonvermögen) nicht ausreichen, springt das Sozialamt mit "Hilfe zur Pflege" ein. Kinder müssen nur noch zahlen, wenn sie über 100.000 € brutto im Jahr verdienen (Angehörigen-Entlastungsgesetz seit 2020). Der Antrag wird beim zuständigen Sozialamt gestellt.
Fazit
Die Pflegeheimkosten unterscheiden sich je nach Bundesland um bis zu 1.000 Euro monatlich. Besonders in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die Eigenanteile hoch, während Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt deutlich günstiger sind. Der Leistungszuschlag bietet Entlastung bei längerem Aufenthalt. Wer finanziell nicht zurechtkommt, kann Sozialhilfe beantragen – Kinder müssen nur bei hohem Einkommen zahlen.
Weiterführende Informationen
Für vertiefende Informationen empfehlen wir Ihnen folgende Artikel:
- Pflegeheim-Kosten: Finanzierung und Eigenanteil 2026
- Elternunterhalt: Müssen Kinder zahlen?
- Pflegegrade: Einstufung und Höherstufung
- Checklisten für die Pflegeheimsuche
- Rechte von Pflegeheim-Bewohnern
Nutzen Sie auch unsere Pflegeheim-Suche, um Einrichtungen in verschiedenen Regionen zu vergleichen.
Quellen
Die Informationen basieren auf folgenden offiziellen Quellen:
- Verband der Ersatzkassen (vdek): Daten zur Pflegeversicherung
- Bundesministerium für Gesundheit: Pflege-Ratgeber
- Sozialgesetzbuch XI: § 43c SGB XI - Leistungszuschlag
Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Die Eigenanteile können je nach Einrichtung erheblich variieren. Stand: Dezember 2025