8 Min. Lesezeit
Pflegeheim-Kosten nach Bundesland: Eigenanteil im Vergleich 2025 - Vergleich der Pflegeheim-Kosten in allen 16 Bundesländern -

Pflegeheim-Kosten nach Bundesland: Eigenanteil im Vergleich 2025

Die Kosten für einen Pflegeheimplatz variieren in Deutschland stark je nach Bundesland. Während in Thüringen der Eigenanteil deutlich unter dem Bundesdurchschnitt liegt, müssen Pflegebedürftige in Baden-Württemberg oder Nordrhein-Westfalen erheblich mehr zahlen. Dieser Ratgeber zeigt die aktuellen Kosten im Vergleich und erklärt, woher die Unterschiede kommen.

Wie setzen sich die Pflegeheim-Kosten zusammen?

Bevor wir die regionalen Unterschiede betrachten, ist es wichtig, die Kostenstruktur zu verstehen.

Die vier Kostenbestandteile

KostenartBeschreibungZahlt wer?
PflegekostenVergütung für pflegerische LeistungenPflegekasse + Bewohner (Eigenanteil)
Unterkunft & VerpflegungZimmer, Mahlzeiten, WäscheBewohner (vollständig)
InvestitionskostenGebäude, Ausstattung, InstandhaltungBewohner (ggf. Zuschuss vom Land)
AusbildungsumlageFinanzierung der PflegeausbildungBewohner

Wichtig: Die Pflegekasse übernimmt nur einen Teil der Pflegekosten – abhängig vom Pflegegrad. Alle anderen Kosten muss der Bewohner selbst tragen.

Der "einrichtungseinheitliche Eigenanteil" (EEE)

Seit 2017 gilt: Der Eigenanteil für die Pflegekosten ist innerhalb einer Einrichtung für alle Pflegegrade gleich. Das bedeutet:

  • Ein Bewohner mit Pflegegrad 3 zahlt denselben Pflegekosteneigenanteil wie ein Bewohner mit Pflegegrad 5
  • Unterschiede entstehen nur durch die Leistungen der Pflegekasse
  • Der Eigenanteil steigt nicht, wenn der Pflegegrad steigt

Eigenanteil nach Bundesland: Die aktuelle Übersicht

Die folgende Tabelle zeigt den durchschnittlichen monatlichen Eigenanteil (Gesamtbetrag) für einen Pflegeheimplatz je Bundesland.

Gesamteigenanteil im Vergleich (Stand: 2. Quartal 2024)

BundeslandGesamteigenanteilTrend
Nordrhein-Westfalen2.884 €↑ Teuer
Baden-Württemberg2.777 €↑ Teuer
Saarland2.652 €↗ Überdurchschnittlich
Rheinland-Pfalz2.593 €↗ Überdurchschnittlich
Schleswig-Holstein2.562 €↗ Überdurchschnittlich
Bayern2.530 €≈ Durchschnitt
Hessen2.493 €≈ Durchschnitt
Niedersachsen2.445 €≈ Durchschnitt
**Deutschland (Durchschnitt)2.455 €
Hamburg2.385 €≈ Durchschnitt
Bremen2.324 €↘ Unterdurchschnittlich
Berlin2.315 €↘ Unterdurchschnittlich
Brandenburg2.187 €↓ Günstig
Mecklenburg-Vorpommern1.996 €↓ Günstig
Sachsen-Anhalt1.934 €↓ Günstig
Sachsen1.832 €↓ Günstig
Thüringen1.719 €↓ Sehr günstig

Quelle: vdek (Verband der Ersatzkassen), 2024

Aufschlüsselung nach Kostenart (Bundesdurchschnitt)

KostenartDurchschnittAnteil
Pflegekosten (Eigenanteil)1.139 €46%
Unterkunft & Verpflegung919 €37%
Investitionskosten327 €13%
Ausbildungsumlage70 €3%
Gesamt2.455 €100%

Warum sind die Kosten so unterschiedlich?

Die erheblichen Unterschiede zwischen den Bundesländern haben mehrere Ursachen:

1. Lohnniveau und Personalkosten

Der größte Kostenfaktor sind die Personalkosten (ca. 70-80% der Pflegekosten). In Bundesländern mit höheren Löhnen sind auch die Pflegekosten höher.

  • Höchste Pflegelöhne: Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen
  • Niedrigste Pflegelöhne: Thüringen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern

2. Immobilienpreise

Die Investitionskosten hängen von Grundstücks- und Baupreisen ab:

  • Teure Regionen: München, Stuttgart, Düsseldorf, Hamburg
  • Günstige Regionen: Ländliche Gebiete in Ostdeutschland

3. Landesrechtliche Vorgaben

Jedes Bundesland hat eigene Gesetze zur Heimaufsicht und Personalausstattung:

  • Unterschiedliche Fachkraftquoten
  • Verschiedene bauliche Anforderungen
  • Unterschiedliche Vorgaben zur Mindestausstattung

4. Investitionskostenförderung

Einige Bundesländer bezuschussen die Investitionskosten:

  • Mit Förderung: Niedersachsen, Rheinland-Pfalz (teilweise)
  • Ohne/geringe Förderung: Die meisten anderen Bundesländer

Der Leistungszuschlag: Entlastung für Bewohner

Seit 2022 gibt es den "Leistungszuschlag", der den Eigenanteil für die Pflegekosten reduziert. Je länger der Aufenthalt, desto höher die Entlastung.

Leistungszuschlag nach Aufenthaltsdauer

AufenthaltsdauerZuschlag auf Pflegekostenanteil
0-12 Monate15%
13-24 Monate30%
25-36 Monate50%
Ab 37 Monate75%

Rechenbeispiel

Bei einem Pflegekosteneigenanteil von 1.200 €/Monat:

Nach ... MonatenZuschlagReduzierter Eigenanteil
6 Monaten180 € (15%)1.020 €
18 Monaten360 € (30%)840 €
30 Monaten600 € (50%)600 €
48 Monaten900 € (75%)300 €

Hinweis: Der Leistungszuschlag wird nur auf den Pflegekostenanteil angerechnet, nicht auf Unterkunft, Verpflegung oder Investitionskosten.

Kosten sparen: Tipps für die Finanzierung

1. Regionale Suche erweitern

Prüfen Sie Pflegeheime in benachbarten, günstigeren Regionen:

  • An der Landesgrenze können Preisunterschiede erheblich sein
  • Ländliche Regionen sind meist günstiger als Großstädte
  • Die Anfahrt für Besuche sollte jedoch zumutbar bleiben

2. Investitionskostenzuschuss beantragen

In einigen Bundesländern können einkommensschwache Bewohner einen Zuschuss zu den Investitionskosten beantragen:

  • Beispiel Niedersachsen: Bis zu 50% der Investitionskosten
  • Voraussetzung: Geringe Einkommens- und Vermögensverhältnisse
  • Antrag beim zuständigen Sozialamt

3. Hilfe zur Pflege (Sozialhilfe)

Wenn Rente und Vermögen nicht ausreichen, übernimmt das Sozialamt die Differenz:

  • Schonvermögen: 10.000 € pro Person
  • Selbstbehalt: Taschengeld von ca. 135 €/Monat
  • Keine Rückforderung von Kindern unter 100.000 € Jahreseinkommen

4. Pflegegrad überprüfen

Ein höherer Pflegegrad bedeutet mehr Leistungen der Pflegekasse:

PflegegradMonatliche Leistung (stationär)
Pflegegrad 2770 €
Pflegegrad 31.262 €
Pflegegrad 41.775 €
Pflegegrad 52.005 €

Prüfen Sie, ob eine Höherstufung des Pflegegrades möglich ist.

5. Steuerliche Absetzbarkeit

Pflegeheimkosten können als außergewöhnliche Belastungen steuerlich geltend gemacht werden:

  • Eigenanteil abzüglich einer zumutbaren Belastung
  • Auch Besuchskosten der Angehörigen (Fahrtkosten)
  • Steuerberater oder Lohnsteuerhilfeverein konsultieren

Preisentwicklung: Wie stark steigen die Kosten?

Die Pflegeheimkosten steigen seit Jahren kontinuierlich:

Entwicklung der durchschnittlichen Eigenanteile

JahrDurchschnitt DeutschlandVeränderung
20201.940 €
20212.068 €+6,6%
20222.179 €+5,4%
20232.548 €+16,9%
20242.455 €-3,6%*

*Der Rückgang 2024 ist auf die bessere Wirkung der Leistungszuschläge zurückzuführen.

Gründe für die Kostensteigerung

  • Tarifsteigerungen: Bessere Bezahlung von Pflegekräften (politisch gewollt)
  • Inflation: Steigende Energie- und Lebensmittelkosten
  • Fachkräftemangel: Höhere Gehälter zur Mitarbeitergewinnung
  • Qualitätsanforderungen: Strengere Vorgaben durch Gesetzgeber

Häufige Fragen

Warum ist das Pflegeheim in Ostdeutschland günstiger?

Die niedrigeren Kosten in ostdeutschen Bundesländern resultieren aus dem geringeren Lohnniveau (und damit niedrigeren Personalkosten), günstigeren Immobilienpreisen und geringeren Lebenshaltungskosten insgesamt. Der Qualitätsunterschied zur Pflege im Westen ist dabei nicht automatisch schlechter – viele ostdeutsche Heime schneiden bei Qualitätsprüfungen sehr gut ab.

Muss ich im teuren Bundesland bleiben?

Nein, Sie können ein Pflegeheim in jedem Bundesland wählen. Die Pflegekasse übernimmt die Leistungen bundesweit. Beachten Sie jedoch: Der Bezug von Sozialhilfe (Hilfe zur Pflege) richtet sich nach dem Wohnort, was zu Komplikationen führen kann. Bei einem Umzug in ein anderes Bundesland wechselt auch die Zuständigkeit.

Sinkt der Eigenanteil bei längerem Aufenthalt?

Ja, durch den Leistungszuschlag sinkt der Eigenanteil für die Pflegekosten mit zunehmender Aufenthaltsdauer. Nach 12 Monaten erhalten Sie 15% Zuschlag, nach 24 Monaten 30%, nach 36 Monaten 50% und ab 37 Monaten sogar 75%. Dieser Zuschlag bezieht sich allerdings nur auf den Pflegekostenanteil, nicht auf Unterkunft und Verpflegung.

Gibt es Unterschiede zwischen Stadt und Land?

Ja, erhebliche. Pflegeheime in Großstädten und Ballungsräumen sind deutlich teurer als auf dem Land – oft 300-500 € monatlich mehr. Gründe sind höhere Immobilienpreise, höhere Personalkosten und generell höhere Lebenshaltungskosten. Wer mobil ist (z.B. durch Angehörige mit Auto), kann durch ein Heim im Umland sparen.

Was passiert, wenn ich mir das Pflegeheim nicht leisten kann?

Wenn Rente, Pflegekasse und eigenes Vermögen (über 10.000 € Schonvermögen) nicht ausreichen, springt das Sozialamt mit "Hilfe zur Pflege" ein. Kinder müssen nur noch zahlen, wenn sie über 100.000 € brutto im Jahr verdienen (Angehörigen-Entlastungsgesetz seit 2020). Der Antrag wird beim zuständigen Sozialamt gestellt.

Fazit

Die Pflegeheimkosten unterscheiden sich je nach Bundesland um bis zu 1.000 Euro monatlich. Besonders in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind die Eigenanteile hoch, während Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt deutlich günstiger sind. Der Leistungszuschlag bietet Entlastung bei längerem Aufenthalt. Wer finanziell nicht zurechtkommt, kann Sozialhilfe beantragen – Kinder müssen nur bei hohem Einkommen zahlen.

Weiterführende Informationen

Für vertiefende Informationen empfehlen wir Ihnen folgende Artikel:

Nutzen Sie auch unsere Pflegeheim-Suche, um Einrichtungen in verschiedenen Regionen zu vergleichen.

Quellen

Die Informationen basieren auf folgenden offiziellen Quellen:

Hinweis: Alle Angaben ohne Gewähr. Die Eigenanteile können je nach Einrichtung erheblich variieren. Stand: Dezember 2025